Die Bremse im Kopf lösen

|   ags

Stress und Ängste sind häufig der Grund für Bewegungsmangel.

In unserer letzten Kolumne haben wir festgestellt, dass meist unser Kopf der Bremser ist, Rückenschmerzen nachhaltig zu begegnen. Was sind das für psychologische Mechanismen, die uns hemmen, regelmäßig in  Bewegung zu kommen und dem Schmerz nicht mit einem Alibi („Der Doc oder der Physio werden’s schon richten“) oder einer Tablette zu begegnen?

Nach rund 40 Jahren Erfahrung mit Schmerzpatienten habe ich sechs Paar „Hemmschuhe“ erlebt: mangelnde Motivation; fehlende Selbstregulation; negative Erfahrungen; Zeitmangel; Angst vor Wiederkehr des Schmerzes; psychische Belastungen.

Das Argument „keine Zeit“ lasse ich nicht gelten. Die Zeit, die Sie durch gezieltes Bewegungstraining investieren, ist nur ein Bruchteil dessen, was bei Schmerzperioden, Krankenhausaufenthalten, Reha oder Bettlägerigkeit zusammenkommt. Gegen „mangelnde Motivation“ und „fehlende Selbstregulation“ hilft, sich klare Ziele und Anreize zu setzen. Neue Wege entstehen, wenn man sie geht: Auch Nordic Walking oder Soft Jogging bringt Sie nach der Knie-OP wieder in Schwung und  Schritt für Schritt zu neuer Stärke. „Negative Erfahrungen“ haben wir alle schon gemacht – mal ein Muskelbündesriss beim Tennis, mal ein verstauchter Fuß bei der Bergwanderung, mal ein Dorn im Finger beim Rosenschneiden, mal ein verbrannter Daumen beim Kochen. Aber hören wir deshalb mit Tennis, Wandern, Kochen oder Rosenzucht auf?!

Die größte Herausforderung, Bewegungs-Hemmnisse zu überwinden, sind sicher „psychische Belastungen“. Hier hilft in den seltensten Fällen ein gutgemeinter Ratschlag. Stress, Ängste oder gar Depressionen sind sehr ernstzunehmende Faktoren. Und sie sind meist auch mit-ursächlich für den Rückenschmerz. An keiner anderer Stelle können wir das Übel also besser an der Wurzel packen als hier. Aber dieser Weg ist steinig, schier endlos lang, aufwändig und unbequem. Und erfordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Sensibilität. Im Mittelpunkt steht insbesondere die Verantwortung des Patienten gegenüber sich selbst.

In unserer nächsten Kolumne im September werden wir Strategien beleuchten, wie wir die inneren Barrieren überwinden können. Bis dahin einen schönen Sommer!
 

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