Dieses Kribbeln im Bein

|   Therapie

Der Befund "kaputter Körper" sollte nicht dazu führen, auf Bewegung zu verzichten.

„Bandscheibe – kann nichts mehr machen!“ Mein Freund Mark war vor drei Monaten in der Röhre, sprich MRT. Auf den Bildern war erkennbar, dass sich eine Bandscheibe im Lendenwirbelbereich in den Spinalkanal geschoben hatte. Im MRT-Bericht hatte Mark schwarz auf weiß, dass es sich um einen Bandscheibenvorfall handelt. Kribbeln im linken Oberschenkel und gereizte Nerven im besagten Rückenbereich bestätigten ihm die Diagnose. Seitdem bewegt sich Mark in Schonhaltung, geht kaum noch aus dem Haus, hat Angst vor jeder Treppe und schluckt Tabletten.

Achtung, hier liegt ein weitverbreitetes Missverständnis vor! Wer nach ärztlichem Befund einen Bandscheibenvorfall, einen Meniskusriss, einen Haarriss im Knochen oder ähnliche Verletzungen hat, sollte keineswegs auf Bewegung verzichten. In Absprache mit dem Arzt und dem Therapeuten können gezieltes Bewegung und Training dazu führen, dass der Patient die Schmerzen in den Griff bekommt und wieder wie gewohnt am Alltag teilnehmen kann: zu Hause, bei der Arbeit, im Urlaub, beim Sport …

Die Diagnose hat Mark suggeriert, er habe einen kaputten Körper. Das hat zu einem Angst-Vermeidungs-Verhalten geführt und einer Schmerz-Katastrophisierung. Ich habe Mark zu einem Spaziergang eingeladen und lange mit ihm gesprochen. Wichtig war zunächst, sein Selbstvertrauen in den eigenen Körper wieder aufzubauen. Aus dem Gespräch hat Mark gelernt, dass er sich in kleinen Schritten Ziele setzt und sich eigenverantwortlich motiviert. Und so wieder Freude an der Bewegung entwickelt.

Mark macht jetzt zwei mal in der Woche ein dosiertes Gesundheitstraining. Die Schmerzen sind nicht weg, aber Mark kann damit umgehen. Er lacht wieder viel, geht mit Freude zur Arbeit, hat Spaß an der Bewegung gefunden. Das Schreckgespenst „Bandscheibenvorfall“ ist weg. Mark ist wieder ein aktiver und lebensfroher Mensch.

Zur Kolumne im Magazin erlebe Kempen

Zurück